Kreativität und Design

oder besser: Angewandte Kreativität

Kreativität als »schöpferisches Vermögen, das sich im menschlichen Handeln oder Denken realisiert und einerseits durch Neuartigkeit oder Originalität gekennzeichnet ist, andererseits aber auch einen sinnvollen und erkennbaren Bezug zur Lösung technischer, menschlicher oder sozialpolitischer Probleme aufweist«. Brockhaus, 1996

»Kreativität ist ein Grundelement der menschlichen Existenz, ein breit angelegter sozialer Prozess, der Zusammenarbeit erfordert. Sie wird stimuliert durch menschlichen Austausch und durch Netzwerke; sie findet statt in tatsächlichen Gemeinschaften und an realen Orten.« Richard Florida: The Rise of the Creative Class, 2002

Bausteine der Kreativität

Auftraggeber, Nutzer und Stakeholder wollen nur das für sie Beste und Nützlichste, das »Kreativste« von einem Designer haben. Dafür sollte man als Designer die besten Voraussetzungen schaffen. Das bedeutet zuallererst, man muss seine kreative Arbeit unterstützen. Will man Kreativität, kreative Arbeit, aus dem nebulösen, romantischen Betrachtungsweisen herauslösen, kommt man nicht umhin die Bausteine der Kreativität zu untersuchen. Der Designer mit seinem persönlichen Eigenschaften und Kompetenzen steht im Mittelpunkt. Weiterhin gehört ein Umfeld dazu, das die kreative Arbeit des Designers unterstützt. Dazu zählen die vorhandenen, nutzbaren materiellen Ressourcen einschließlich Vergütung, genauso wie das soziale und Arbeitsumfeld. Das Ziel der kreativen Arbeit ist der reale, zu gestaltende Artefakt, mit neuen Eigenschaften, neuen Funktionen und ästhetischen Gefallens – der dritte Baustein. Der kreative Prozess, nimmt eine besondere Stellung unter den Bausteinen ein. Er verknüpft als vierter Baustein die Person des Designers mit dem Umfeld und dem zu gestaltenden Artefakt.

Kreativer Prozess

Der hier beschriebene kreative Prozess ist ein Ansatz bzw. eine Vorgehensweise, um neue Ideen zu entwickeln, die Ideen zum Ausdruck zu bringen, ihnen eine Gestalt, eine Form zu geben, Prototypen zu realisieren und die Produktion vorzubereiten. Dabei kann der kreative Prozess als individuelles Vorgehen der Designers oder als Vorgehensweise eines Teams aus Designer, Auftraggeber, Nutzer und Stakeholder betrachtet werden.

Der kreative Prozess ist integraler Bestandteil aller Teilschritte im Designprozess. D. h. an allen Stellen des Designprozesses finden kreative Prozesse statt. Er ist ein iterativer Prozess und kann in sechs Schritte unterteilt werden.

Problem oder Aufgabe erkennen

Die Frage lautet: »Das ist aber komisch …«. Im ersten Schritt steht die (kindliche) Neugier, das Entdeckenwollen, der Antrieb etwas zu ändern – der Gestaltungswille. Dieser Gestaltungswille ist Auftraggebern ebenso immanent wie Designern. Der Auftraggeber möchte seine Unternehmen, seine Unternehmung voranbringen, der Designer möchte verbessern, Alternativen für die Zukunft schaffen.

Zielbestimmung

Aus dieser Frage ergibt sich im nächsten Schritt die Wissensbasis aufzubauen, zu recherchieren, Informationen sammeln um zu formulieren was denn eigentlich zu ändern ist.

Reifeprozess

Im Reifeprozess werden Lösungsansätze, Ideen gesucht. Dabei werden Informationen neu verknüpft, um aus gewohnten Denkmustern auszubrechen. Dabei soll eine Vielfalt von Ansätzen gefunden werden, es soll in alle Richtungen gehen.

Einsicht, Erkenntnis

Aus der Vielfalt im vorherigen Schritt gefundenen Ansätzen wird das als besonders relevant angesehene entdeckt. „Heureka!“ Man hat eine Lösung für die Erfüllung des Zieles gefunden.

Ausarbeitung

Der besonders herausragende Lösungsansatz wird jetzt ausgearbeitet. Die Idee nimmt hier Gestalt an, wird die Idee real. In dieser Gestaltungsphase wird auch zum ersten Mal die Machbarkeit und die spätere Realisierung an Hand von Prototypen (z. B. Layout- oder Klickdummies) überprüft.

Ausarbeitung

Im anschließenden Schritt stellt man sich die Frage: „Ist das Ergebnis in der Lage, das Problem, die Aufgabe zu lösen?“ Dabei geht es unter anderem um Akzeptanz beim Nutzer, Nützlichkeit und Praktikabilität genauso wie um Ressourcenverbrauch. Werden die Zielvorgaben nicht erreicht, geht es schrittweise wieder zurück.

Kreative Routinen und Methoden

Designer haben meist für sich individuelle Methoden entwickelt. Dabei setzen sie auf ihre kreativen Routinen:

  • Intuition
  • Destruktion
  • Aktion
  • Reflexion
  • Selektion
  • Produktion

Findet der kreative Prozess in der Zusammenarbeit im Team statt, sollte man sich etablierter Methoden bedienen. Aus der Fülle von Methoden, die verschiedene Denk- und Vorgehensweisen unterstützen, kann man sich auf einige »Querschnitts«-methoden beschränken. Diese sind besonders bei gemischten Teams, in der Zusammenarbeit von Manager, Designer und Nutzer, von Vorteil, weil alle möglichen Denkstile dort eingebracht werden können.

Brainstorming

… für Ideensammlung und Denkrunden

Das Brainstorming unterteilt sich in zwei Phasen.

Phase 1 – viele kühne Ideen finden und

Phase 2 – Ideen sortieren und bewerten.

Ein Brainstorming ist kurz und knackig zu absolvieren. Damit Brainstorming erfolgreich ist muss es gut geplant und durchgeführt werden. Vier grundsätzliche Regeln gilt es zu beachten:

  • Kombinieren und Aufgreifen bereits geäußerter Ideen
  • Kommentare, Korrekturen, Kritik sind verboten
  • Viele Ideen in kürzester Zeit
  • Freies Assoziieren und Phantasieren ist erlaubt

Link: Brainstorming Wikipedia

Visuelles Denken

spontane, freie Skizzen zur Ideensammlung

Benutzt Brainstorming meist Lemmata, Chiffren und Phrasen, werden beim visuellen Denken Zeichen, Symbole, Bilder und Fotos eingesetzt die offener und mehrdeutiger sind.

Papier wird damit eine Schnittstelle zum Gehirn. Dabei kommt es nicht auf zeichnerisches Geschick an, sondern auf den Prozess des »bildhaft« machen.

Mind Mapping

Gedankenkarte, die man zum Erschließen und visuellen Darstellen eines Themengebietes erstellt

Für Informations- und Ideensammlung, beim Brainstorming und beim visuellen Denken sind Mind-Maps deswegen gut zu gebrauchen, weil jedes Schlüsselwort weitere assoziieren kann. Durch diese Assoziationen lassen sich großräumige Gedankenkarten aufbauen. Sie unterstützen bei der Strukturierung, Präsentation, Planung und Organisation.

Link: Mindmap Wikipedia

Sechs Hüte

paralleles Denken, Querdenken, in Gruppen mit verschiedenen Denkweisen oder Blickwinkeln (de Bono)

Jeder von den sechs »Hüten« steht für eine andere Herangehensweise:

  • objektiv – Analytisches Denken: Konzentration auf Tatsachen, Anforderungen und wie sie erreicht werden können
  • subjektiv – Emotionales Denken, Empfinden: Konzentration auf Gefühle u. Meinungen
  • kritisch – Kritisches Denken: Risikobetrachtung, Probleme, Skepsis, Kritik und Ängste mitteilen, Worst-Case-Szenario
  • spekulativ – Optimistisches Denken: Was ist das Best-Case-Szenario
  • konstruktiv – Kreatives, assoziatives Denken: Neue Ideen, Kreativität
  • moderierend – Ordnendes, moderierendes Denken: Überblick über die Prozesse und Regeln