Der Designprozess ist die Grundlage für die Entstehung einer guten Designleistung. Er umfasst alle notwendigen Arbeitsschritte und Phasen, die ein Designprojekt bis zum gewünschten Ergebnis durchläuft. Somit ist die zu vergütende Designleistung nicht allein die Schöpfung eines zwei- oder dreidimensionalen Ergebnisses. Vielmehr werden Designentscheidungen immer mehr zu Strategieentscheidungen eines Unternehmens. Wer sich nur noch schwer durch Technologie oder Funktionalität von seinen Mitbewerbern unterscheiden kann, braucht andere Differenzierungsmerkmale. Eines der wesentlichen Kriterien dabei ist das Design eines Produktes, einer Leistung, einer Marke, ja ganzer Prozesse. Folgerichtig ist der Designprozess ein elementarer Bestandteil des Wertschöpfungsprozesses eines Unternehmens und braucht entsprechende Expertise.
Design ist Teil der unternehmerischen Wertschöpfung
Für den Designer wird also immer wichtiger, seine Leistungen in die Wertschöpfung seines Auftraggebers zu integrieren. Dazu muss er verstärkt in die Rolle des Moderators und Beraters schlüpfen, sich jedoch auch in eigener Analyse- und Recherchearbeit auf seinen Auftraggeber, dessen Unternehmung, seine Kunden- und Zielgruppen einstellen. Der Designer muss den Auftraggeber verstehen, seine Potenziale analysieren, ihn auf seine Schwächen hinweisen, den Kontext seines unternehmerischen Handelns bewerten sowie Trends erkennen und in seiner eigenen Designarbeit antizipieren. Dies gilt umso mehr, da absehbar ist, dass kreative Kompetenz zu einer Schlüsselqualifikation in Unternehmen aller Branchen werden wird. So wie Design schon heute ein erfolgsentscheidendes Kriterium ist, so wird die kreative Kompetenz – also jene Fähigkeit von Unternehmern, ihre eigenen Leistungen und Prozesse kreativ umzusetzen – das entscheidende Qualitätsmerkmal von morgen sein. Designer können dies mit ihren Projekten maßgeblich unterstützen. Das heißt auch, dass Designprojekte als solche immer komplexer und umfangreicher werden. Deshalb werden Designer in Zukunft immer öfter in interdisziplinären Teams arbeiten, die sich aus jenen Experten zusammensetzen, die eine wirksame Designleistung erfordert.
Erweiterter Designbegriff
Die schöpferische Leistung (der Entwurf, der Prototyp) ist dabei nach wie vor das Kernstück der Arbeit eines Designers. Soll sie ihr Potenzial voll entfalten, muss der Designer in den anderen Phasen genauso sorgfältig, umsichtig und in jedem Sinne des Wortes kreativ agieren. Der hier beschriebene Designprozess ist selbstverständlich ein prototypischer und will nicht suggerieren, dass ein Designprojekt nur dann ein gelungenes ist, wenn es exakt alle genannten Phasen durchläuft. Auch Prozesse, die zum Beispiel bereits nach dem Entwurf (Prototyping) enden, sind Designprozesse. Allerdings trägt der erweiterte Designprozessbegriff den stark ausdifferenzierten Designdisziplinen Rechnung und zeigt auch Potenziale für klein angefragte Designleistungen auf.
Allen Phasen immanent ist der kreative Prozess, also der Prozess der Ideenentwicklung. Die Fähigkeit und Bereitschaft, bestehende Wissensbestände immer wieder zu prüfen, infrage zu stellen und in neue Beziehungen zu sich selbst und zueinander zu setzen, um zunächst abwegig erscheinende Lösungen zu finden, ist die DNS aller kreativ arbeitenden Menschen. Sie entscheidet letztlich über Relevanz und Erfolg einer Designleistung.