NFT. Was das heißt, wie es funktioniert und wie ihr es für Geschäfte nutzt

– ohne auch nur das Geringste von der Technik zu verstehen

NFT. Non-Fungible Token. Ein Token ist eine Folge zusammengehöriger Zeichen oder eine Folge von Bits. Ein Non-Fungible Token ist ein nicht austauschbares digitales Objekt. Es ist so einmalig wie ein Fingerabdruck und lässt sich ebenso wenig verändern. Es lässt sich mit digitalen Objekten wie Bildern oder Texten verknüpfen, und mit diesen lässt sich dann handeln. Handelsplatz ist eine Blockchain.

Die Blockchain. Eine Erklärung aus dem analogen Paralleluniversum

Wir haben einen Zettel aus einer ganzen Reihe von Zetteln, die durchlaufende Nummern tragen. So können sie nicht vertauscht werden. Auf den Zettel schreiben wir Informationen (Daten). Wir sammeln die Zettel und packen sie in einen Aktenschrank, den Block. Der wird ordentlich mit Namen und Zeitstempel versehen.

Wenn der Block voll und fertig zum Archivieren ist – gewissermaßen für die Langzeitablage – packen wir ihn in ein Lagerhaus, die Blockchain. Manche Lagerhäuser nehmen nur die Blocks mit Zetteln auf, so zum Beispiel die Blockhain von Bitcoin. Andere funktionieren eher wie Hängeregister, in die sich noch andere Dinge stecken lassen. So bei Ethereum – wo aktuell die meisten NFTs lagern.

Ein Begriff noch: Das »Minten« bezeichnet das »Prägen« von Coins, das Herstellen von NFTs.

Das Hängeregister NFT. Was ist da drin?

  1. Datei
    Das digitale Werk, mit dem ihr Geschäfte machen wollt. Ein Foto, eine Grafik, eine Illustration, ein Video, eine Illustration, ein Buch, ein Gedicht.
  2. Smart Contract
    Der Vertrag zwischen dem Eigentümer und dem Käufer kann vollkommen frei gestaltet werden. Standardmäßig werden mit dem NFT die privaten Nutzungsrechte verkauft, aber es ist auch jede andere Regelung möglich. Fun Fact: Die US-Rockband »Kings of Leon« bietet für ihr neues Album »When You See Yourself« NFTs mit »Goldenem Ticket« an. Die Besitzer bekommen ihr Leben lang für jedes Konzert vier Tickets in der ersten Reihe. Nichts für euch, wahrscheinlich. Ihr selbst könnt im Smart Contract zum Beispiel professionelle Nutzungsrechte anbieten. Oder Eigentumsrechte, wenn ihr etwas verkaufen wollt.
    Eine sogenannte Royality lässt sich ebenfalls festschreiben, eine Tantieme. Wenn euer Käufer das NFT weiterverkauft, bekommt ihr eine Beteiligung. Ihr müsst euch, wenn das vereinbart ist, darum nie wieder kümmern, die Auszahlung der Tantiemen ist ein automatisierter Prozess. Die Höhe ist frei vereinbar. Zur Orientierung: In der Kunstwelt sind aktuell 10% üblich.
    Was alles in dem Vertrag stehen soll, hängt stark von der individuellen Situation ab. Bei internationalen Geschäften ist es zum Beispiel sinnvoll, für den Fall der Fälle einen Gerichtsstandort festzulegen.
    Und wo wir schon vor Gericht stehen: Ein NFT kann das Copyright schützen. Denn der Zeitpunkt der Inanspruchnahme und der Inhalt sind unveränderbar auf der Blockchain festgeschrieben.
  3. Unlockable Content
    Das ist ein Inhalt, der sich freischaltet, sobald das NFT verkauft ist. Ein Beispiel: Ihr verkauft eine Bilddatei. Die frei zugängliche Datei ist recht klein und damit nur eingeschränkt nutzbar für den, der sie unrechtmäßig kopiert. Doch es existiert ein sehr viel größeres Pendant, das sich zum Drucken eignet. Die große Datei ist erst einmal unzugänglich. Sobald Geld geflossen ist, schaltet sie sich automatisch frei.
  4. Token-ID
    Diese individuelle Nummer wird für jeden NFT erzeugt. Sie ändert sich bei jedem Verkauf.
  5. Infos zu Creator und Historie
    Beim Minten des NFTs werden automatisch die Informationen zum ursprünglichen Erschaffer und zur Historie erstellt; die Historie wird mit jedem Verkauf aktualisiert. Die Informationen bleiben für immer auf dem Register des NFT und lassen sich nicht verändern.

Zusammengefasst: die Vorteile von NFT

NFTs ermöglichen eine einfache und eindeutige Nachweisbarkeit von Eigentums-, Urheber- und Nutzungsrechten. NFTs sind dezentral, das bedeutet zum einen Schutz, zum anderen einfachen Zugang für alle über das Internet. Sie erlauben eine automatische Gewinnbeteiligung, das ist zum Beispiel für Musiker interessant. Verträge lassen sich ohne Umstände weltweit abschließen. Das NFT bietet Sicherheit, zum Beispiel beim Nachweis von Copyright.    

NFTs sind eine moderne Form der Vertragsgestaltung, die für fast alles funktioniert. Ihr könnt ein Foto von einem Haus einstellen und es über den Vertrag verkaufen oder vermieten. Ihr könnte auch Dienstleistungen wie Beratung verkaufen: einfach
einen schönen, klugen Header einstellen und in den Vertrag schreiben, dass mit dem Erwerb drei Stunden Beratungsleistung verbunden sind.

Die Kosten von NFT

Aktuell ist es noch relativ teuer, ein NFT zu minten. Das liegt daran, dass sehr viel Rechnerleistung gebraucht wird. Die Menge an Rechenleistung, die zur Durchführung einer Transaktion auf der Blockchain nötig ist, wird in der Einheit »Gas« berechnet. Ihr müsst also »Gas Fee« bezahlen, zur Zeit etwa 40 Euro. Es gibt jedoch gute Gründe anzunehmen, dass Mitte des Jahre 2022 die Transaktionsgebühr auf vielleicht 40 bis 80 Cent sinken wird. Warum das so ist, lest ihr im Absatz zur Ökologie.

To Do NFT 1: So geht das Minten

Wer ein NFT minten will, braucht einen Marktplatz. OpenSea ist der größte und zugänglich für alle. Um euch in den Marktplatz einzuloggen, benutzt ihr ein digitales, browserfähiges Wallet, zum Beispiel MetaMask. Also:

  1. Account bei MetaMask einrichten. Dafür bekommt ihr eine Keyphrase, eine Aneinanderreihung von Wörtern. Das ist euer Master-Passwort, bitte hüten!
  2. Mit diesem Account bei OpenSea einloggen. Kein Nutzername, kein Passwort, der Account wird automatisch erkannt.
  3. Datei und Gas Fee an den Marktplatz OpenSea schicken und den Vertrag ausfüllen. Der Marktplatz kommuniziert mit seiner Blockchain. Von der kommt automatisch das NFT und wird eurer Wallet zugeordnet.
  4. In der Wallet öffnet sich ein Fenster, in dem ihr digital unterschreibt.

Fertig. Genau so geht das Minten: einfach schicken und schicken lassen.

To Do NFT 2: verkaufen und kaufen

Ihr habt ein Bild angeboten, jemand anderes will es kaufen. Der andere hat ebenfalls eine browserfähige Wallet und loggt sich auf dem Marktplatz ein, auf dem ihr anbietet. Dann schickt er die vereinbarte Summe – den Festpreis oder das Ergebnis einer Versteigerung – an euch, dafür wechselt das NFT in seinen Account. Als Creator bleibt ihr in den Informationen stehen, aber die Rechte hat jetzt der neue Eigentümer – die Rechte in der Form, wie ihr sie in den Vertrag geschrieben habt.

Zur Bezahlung: Wenn ihr selber etwas kaufen wollt, müsst ihr bei den meisten Marktplatz-Anbietern erst einmal Kryptowährung in die Wallet legen. Bei OpenSea zum Beispiel kann man aber auch mit Kreditkarte bezahlen.

So ist das mit der Ökologie – und so wird es werden

Kryptowährungen werden dezentral erzeugt. Für die zugrunde liegenden Algorithmen gilt ein Konsensmechanismus, der wichtig ist, um das System am Laufen zu halten und die Sicherheit des ganzen Systems zu garantieren; der Konsensmechanismus ersetzt eine zentrale Vertrauensinstanz wie eine Bank oder Clearingstelle.

Der aktuell noch verwendete Konsensmechanismus ist PoW, Proof of Work. Er verbraucht jährlich bis zu 70 Terrawattstunden – etwa eben soviel wie ganz Österreich im selben Zeitraum. Das Problem wächst mit der Verbreitung von Kryptowährungen. Aus ökologischer Sicht ist das nicht tragbar.

Und es ist nicht notwendig. Es gibt neue technische Verfahren wie PoS, Proof of Stake, die längst nicht so energiehungrig sind. Auch sie gewährleisten die Sicherheit der verteilten Datenbanken – jedoch ohne den massiven parallelen Rechenaufwand. Der Energieverbrauch kann mit PoS von rund 70 Terawattstunden auf weniger als 0,01 Terawattstunden gesenkt werden – eine Einsparung von über 99 Prozent.

Für das Minten von NFTs kann PoS voraussichtliche Mitte des Jahres 2022 eingesetzt werden. Und mit der Energie werden dann auch Kosten gespart. Die Gas Fee wird, so schätzen Experten, von 40 Euro auf 40 bis 80 Cent sinken.

Ein Grund mehr, sich mit den NFTs anzufreunden.

Christina Sahr, 10.02.2022

Nach einem Webinar von Miriam Elting

Links für Technik-Nerds

Blockchain: wikipedia.org/wiki/Blockchain

NFT: wikipedia.org/wiki/Non-Fungible_Token

Ethereum: wikipedia.org/wiki/Ethereum

Gas Fee: allthings.how/what-are-gas-fees-for-nfts

PoW: wikipedia.org/wiki/Proof_of_Work

PoS: wikipedia.org/wiki/Proof_of_Stake