Die Stundensatzkalkulation und der Wert des Werks

WIE WOLLT IHR LEBEN?

Das Thema Stundensatzkalkulation ist präsenter denn je, seit die AGD ihren Stundensatzrechner vorgestellt hat. Er unterstützt euch bei der ersten Aufgabe, die sich hinter dem Begriff verbirgt. Sie lautet:

1. Wie findet ihr heraus, wie hoch eure Vergütung pro Stunde sein muss?

Die zweite schließt sich direkt an:

2. Wie könnt ihr auf Basis dieser festgelegten Vergütung eure Leistungen kalkulieren?

I Die Vergütung pro Stunde

Damit ihr von eurer Arbeit gut leben könnt, müsst ihr mehr einnehmen, als ihr ausgebt. Das klingt simpel, klappt aber nicht immer, zum Beispiel weil Ausgaben nicht korrekt ermittelt wurden. Nichts darf hier unberücksichtigt bleiben, betrieblich und privat. Von der Bahncard bis zu den Weihnachtsgeschenken gehört alles auf die Liste. Wir geben euch hier einen Überblick, überprüft bitte, ob er alle eure Ausgaben widerspiegelt.

betrieblich

  1. Büromiete und Nebenkosten
  2. Büro- und Geschäftsausstattung
  3. Computer, Hardware. Software, Lizenzen
  4. Telefon, Internet
  5. Material etc.
  6. Versicherungen
  7. Mobilität
  8. Berufsverband
  9. Rücklagen

privat

  1. Miete und Nebenkosten privat
  2. Kinder, Partner
  3. Haushalt, z.B. Lebensmittel, Kleidung
  4. Urlaub
  5. Berufsgenossenschaft
  6. Altersvorsorge

Altersvorsorge – das mag manchem noch weit weg erscheinen, doch wer früh anfängt, kann auch mit kleinen monatlichen Beträgen zu respektablen Summen kommen.

Das Zeitkonto

Während die Ausgaben oft unterschätzt werden, ist auf dem Zeitkonto weniger als viele denken. Schauen wir uns eine realistische Aufstellung an:

  • Kalendertage: 365
  • Wochenenden: – 104
  • Feiertage: – 10
  • Urlaub: – 25
  • Krankentage: – 5
  • Weiterbildung: – 5

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  • Arbeitstage pro Jahr: 216
  • Arbeitstage pro Monat: 18 

Doch auch diese 18 Tage pro Monat könnt ihr nicht komplett mit bezahlter Arbeit füllen. Denn es gibt eine Menge Dinge zu tun, die ihr keinem Auftraggeber in Rechnung stellen könnt.

  • Marketing
  • Vertrieb, Akquisition
  • Buchhaltung
  • Office Management

Die Erfahrung hat gelehrt, dass für diese Tätigkeiten 40% der gesamten Arbeitszeit benötigt werden. Es bleiben also 60% von 18 Arbeitstagen, für die ihr bezahlt werden könnt. Das sind 10,8 Tage im Monat.

Eure Ausgaben und die zur Verfügung stehende Arbeitszeit sind korrekt ermittelt? Dann habt ihr die Grundlage für die Kalkulation eures Stundensatzes.

Mit diesem errechneten Stundensatz könnt ihr zum zweiten Teil der Aufgabe schreiten:

II Die Kalkulation der Leistungen

Dabei hilft euch der Vergütungsvertrag der AGD (VTV), eure eigene Zeiterfassung oder beides. Die Arbeitszeit zu erfassen, ist übrigens auf jeden Fall nützlich: Die schriftlich oder elektronisch festgehaltenen Erfahrungswerte summieren sich und ersetzen dann zuverlässig das gefühlte Wissen darüber, die aufwendig ein Projekt denn wohl werden wird. Das ist nicht nur wichtig für ein Angebot, sondern auch, um euer Zeit-Budget optimal zu nutzen.

Eure Arbeit an einem Projekt, nehmen wir als Beispiel eine Broschüre, fängt weit vor der kreativen Hauptleistung an. Sie umfasst folgende Schritte

  • Zielbestimmung, Aufgabenstellung
    Das kann einfach sein oder auch viel Arbeit machen, wenn es zum Beispiel mit einem Workshop beim Kunden verbunden ist.
  • Recherche, Analyse, Synthese
    Wie ist das Ziel zu erreichen, die Aufgabe zu lösen?
  • Ideenfindung
    Der Zündfunken im kreativen Prozess …
  • Entwurf
    … und das Herzstück. Diese beiden Schritte sind die wertvollsten im gesamten Prozess.
  • Realisierung
    Die Realisierung, auch Reinzeichnung genannt, kann schon mal delegiert werden, wenn die eigene Zeit knapp ist.
  •  Inbetriebnahme
    Zum Beispiel Druckabnahme und Unterstützung des Kunden beim Einsatz der neuen Broschüre.

Ihr könnt für alle Schritte im Prozess denselben Stundensatz zu Grunde legen, oder ihr könnt differenzieren und Ideenfindung und Entwurf höher bewerten als die Realisierung. Bei diesem Ansatz zählt nicht nur der Aufwand, es zählt auch der Wert, den die Tätigkeit für euren Auftraggeber hat. Und so solltet ihr ihm gegenüber – auch im Angebot – argumentieren. Die Stundensatzkalkulation macht ihr vor allem für euch selbst. Nach außen kommuniziert ihr über den Wert eurer Arbeit, das ist es, was für den Auftraggeber wichtig ist.

Mehr zum Thema

Wenn ihr euer Wissen über Stundensatzkalkulation noch vertiefen und Kalkulationsbeispiele sehen wollt, könnt ihr hier Aufzeichnung und Unterlagen zum Webinar mit der AGD-Geschäftsführerin Victoria Ringleb herunterladen. Für Mitglieder der AGD ist das kostenfrei, alle anderen investieren 39,- Euro.

Das Webinar zur Stundensatzkalkulation

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Christina Sahr, 14.07.2020