Nachbetrachtungen zum Meetup »Design extended version« vom 14. November 2018
Aus aktuellem Anlass (Advent, Weihnachten, Silvester, Neujahr, Weltdiabetestag …) hatten wir Christian Weiten, Gründer und Geschäftsführer, und Karin Osten, Designerin, der Xucker GmbH aus Schöneberg bei unserem Meetup zu Gast.
Neben einem kleinen Abriss zur Gründung, über Produktentwicklung und der Entwicklung des Corporate Design haben wir mit Christian Weiten und Karin Osten über die Rolle von Design bei der Gründung, über die Integration von Design in das Unternehmen Xucker und die Zusammenarbeit mit Designern gesprochen.
Christian Weiten betreibt seit 2010 einen Online-Versandhandel (www.Xucker.de) für Produkte, die als Süßungsmittel statt Zucker (Saccharose) Xylit und Erythrit einsetzen.
Xylit ist ein natürlicher Zuckeralkohol und Bestandteil vieler Gemüsesorten wie u. a. Blumenkohl, und Früchte wie Pflaumen, Erdbeeren oder Himbeeren. Auch in der Rinde bestimmter Holzarten, wie z. B. Birke und Buche, ist Xylit enthalten. Xylit hat 40 % weniger Kalorien als Zucker und vermindert das Kariesrisiko.
Innerhalb von zwei Jahren hat sich Xucker zum größten Versandhändler für Xylit-Produkte entwickelt. Unter der Kernmarke Xucker laufen Xylitpulver und xylithaltige Produkte wie Gelier-Xucker, Schokolade und auch Ketchup. Erythrit hat Xucker seit 2011 im Sortiment. Die Produktpalette erweitert sich ständig.
Die Idee für Produkte mit Xylit kam Christian 2009. In enger Zusammenarbeit mit dem Berliner Designer und Typograf Frank Rausch entwickelte er die Marke Xucker¹ – ein Kunstwort aus Xylit und Zucker. Frank Rausch entwarf auch das Typosignet und gab die (Gestaltungsricht)-Linie vor: Vom Pharma-Look weg hin zu Vertrauen.
Im Vordergrund standen Positionierung, Herausarbeiten von Alleinstellungsmerkmalen und die Abgrenzung von Mitbewerbern.
Für die ersten Verpackungen arbeitete er mit der Designerin und Schriftgestalterin Ulrike Rausch zusammen. Sie zeichnete die Schriften und Ornamente für die ersten Anwendungen mit der Hand. Erst später 2013 digitalisierte sie diese Schrift. Entstanden ist der Font »Liebe Ruth«.
Christian: »Das Handgemachte war eine sehr gute Entscheidung, gerade beim Start, und in der ersten Zeit noch gangbar. Dann kamen immer mehr Produkte dazu, und eine Digitalisierung war unumgänglich.« Auf die Frage nach dem Honorar für die Designerin: »Ulrike wurde nach verkauften Verpackungen bezahlt. Sie bekam zuerst vier, später drei und schließlich zwei Cent für jede Verpackung. Da häufte sich am Jahresende eine ansehnliche Summe an.«
»Meine Idee und unser Unternehmen sind schon immer stark mit Design verknüpft. Meine Erfahrungen in Werbeagenturen, als Techniker, Administrator und Agenturchef haben mir dabei sehr geholfen, Design als festen Bestandteil in unserem Unternehmen zu etablieren«, meint Christian.
»Wir haben aber nach sechs bis sieben Jahren feststellen müssen, dass unser Design und das Wachstum unseres Unternehmens nicht aufeinander abgestimmt waren. Wir hatten gerade im Bereich Packaging ein recht großes Sammelsurium. Also beschlossen wir einen Relaunch unserer Marke. Und holten uns Karin als Designerin dazu.«
»Xucker war für mich ein großes Glück. Nicht nur weil ich nach einigen Jahren USA-Aufenthalt eine neue Betätigung gefunden habe, sondern weil es mit einem Unternehmen, das Design in seinen Wertekanon integriert hat, super arbeiten lässt. Mit konkreten Vorgaben, auch für die Gestaltung, lassen sich wunderbar Designs entwickeln.«
Karin zeigte uns dazu einen kleinen Abriss ihrer Arbeit für Xucker – von der Analyse des Ist-Zustandes über Moodboards bis zum jetzigen Design-Konzept inklusive fertiger Verpackungen.
Für Christian ist Karin ein Glücksfall: »Karin arbeitet als Kreative sehr konzeptionell und strukturiert. Über ihre Moodboards nimmt sie uns bei ihrer Arbeit mit und stimmt uns ein. So fallen unsere Designentscheidungen nicht nur aus dem Bauch heraus. Sie hat das Unternehmen im Blick, will an die Menschen rankommen, mit Design Menschen öffnen und Vertrauen schaffen. Darum kann sie so gute Arbeit leisten.«
Auf die Frage, warum Xucker mit festangestellten Designer*innen arbeitet, antwortet Christian: »Designer, die nur einen Auftrag mit nach Hause nehmen wollen, sich nicht mit dem Unternehmen auseinandersetzen, machen keine gute Arbeit. Ich brauche den direkten, engen Kontakt.«
Die Geschäftsidee war bei Christian von Anfang an mit Design verbunden genauso wie Nachhaltigkeit, zum Beispiel bei Verpackungen und genfreien Ausgangsprodukte, ihm sehr wichtig ist und Sinn stiftende Arbeit.
Am Ende konnten wir uns noch von der Qualität von »Xucker Edel-Vollmilch mit Haselnuss« überzeugen.
Ich danke Christian und Karin für das interessante und offene Gespräch.
¹ Es dauerte eine Fahrradfahrt nach Hause, ehe Christian von dem Namen Xucker überzeugt war. Zunächst hielt er es für eine Schnapsidee. zurück
© Foto xucker, 2018, Fruchtaufstrich